08.06.2023
Informationen aus erster Hand

Rund 30 Zuhörer sind zur öffentlichen Fragenstunde der Freien Wähler zum Thema „Sinnvoll heizen“ in den Mehrzweckraum am Spitalplatz gekommen. Zunächst informierte Referent Gerhard Eichinger, Obermeister der Heizungs-, Sanitär- und Spenglerinnung Rottal-Inn, über die aktuelle Lage. Seine folgenden Antworten auf eine Vielzahl von Fragen sorgten aus erster Hand für mehr Klarheit.

Zum Stand der Dinge sagte Eichinger: „Rund 70 Prozent der Häuser sind derzeit mit Wärmepumpe nicht sinnvoll zu beheizen.“ Grund hierfür sei der hierzulande hohe Anteil an Gebäuden mit Heizkörpern. Im Unterschied dazu seien Flächenheizungen, wie etwa in Skandinavien verbreitet, beim Betrieb von Wärmepumpen von Vorteil. Denn dafür reiche die erzeugte Vorlauftemperatur von 40 bis 45 Grad Celsius gut aus. „Dagegen heizen wir mit Heizkörpern ab einem gewissen Punkt mit Strom“, gab Eichinger zu bedenken.

Des Weiteren benannte er drei Arten von Geräten: Luft-Wasser-Wärmepumpen, Wasser-Wärmepumpen auf Basis von Solebohrungen sowie genehmigungspflichtige Wasser-Wasser-Wärmepumpen. Das Grundwasser sollte laut Eichinger in diesem Fall höchstens 15 Meter tief liegen.

Aktuell sieht der Innungsobermeister die Bürger „durch die politischen Diskussionen verunsichert“. Er warnte davor, „dass sich viele Hausbesitzer nicht leisten können, was jetzt angedacht ist“. Bei alledem stellte Eichinger klar: „Natürlich müssen wir gegen den Klimawandel etwas tun.“ Die Suche und das Vorantreiben von Alternativen haben ihm zufolge die Vorgängerregierungen in Berlin 16 Jahre lang verschlafen.

Den Hausbesitzern riet er aktuell dazu, „ruhig zu bleiben“. Ohnehin können die Handwerker derzeit viele Kundenwünsche nicht zeitnah erfüllen. In Hinblick auf kommendes Jahr wird sich Eichingers Einschätzung zufolge der derzeitige Stau beim Herstellen von Wärmepumpen zu Verzögerungen beim Einbauen der Geräte aufgrund des Fachkräftemangels verlagern. Bei alledem müsse für jedes Haus beim Heizen die passende Lösung gefunden werden.

Grundsätzlich zeigte sich Gerhard Eichinger davon überzeugt: „Mit Wärmepumpen allein werden wir die Energiewende nicht schaffen.“ Vielmehr sprach sich der Innungsobermeister „für Hybrid-Lösungen und einen Energie-Mix“ aus. Zusätzlich zu einer Wärmepumpe könne die Spitzenlast über einen Heizkessel mit fossiler Energie gestemmt werden. Außerdem sollte ihm zufolge der Preis für Strom, den Wärmepumpen nutzen, gedeckelt werden.

Auf die Frage nach der Lautstärke von Wärmepumpen antwortete Eichinger: „Ab zwei Meter Abstand hört man moderne Geräte nicht mehr.“ Er riet dennoch davon ab, „diese direkt vor dem eigenen Schlafzimmerfenster oder dem des Nachbarn aufzustellen“. Was die Lebensdauer von Wärmepumpen betrifft, geht Eichinger von einem 15 bis 20 Jahre langen zuverlässigen Betrieb aus. Zudem rechne er aufgrund des internationalen Wettbewerbs mit fallenden Preisen.

Im Rahmen der Energiewende sprach Eichinger in punkto Nutzung von Wasserstoff von einer „Nebelkerze“. Derzeit bleibe unklar, woher dieser kommen solle. Zwar halte er es für möglich, vom Öl loszukommen. „Aber ganz ohne Gas werden wir die Energiewende nicht schaffen“, glaubt Eichinger. Nach zwei intensiven Stunden teilten alle Anwesenden die Hoffnung, dass von der Bundesregierung nun ein vernünftiges Energiegesetz beschlossen werde. „Bis dahin bleibt alles Glaskugellesen“, so Eichinger.

FW-Vorsitzender Fabian Ach dankte dem Referenten für seine fachkundigen Informationen. Bei der Veranstaltung mit dabei waren 3. Bürgermeister Hans Hirl, FW-Fraktionschef Stefan Rickinger sowie die Stadträte Horst Lackner und Katharina Schiedermair-Bauer. – Herwig Slezak

 

Im Anschluss an den kurzen Vortrag und die lange Fragerunde zum Thema „Sinnvoll heizen“ bedankte sich der Ortsvorsitzende der Freien Wähler, Fabian Ach (im Bild rechts), beim Obermeister der Heizungs-, Sanitär- und Spenglerinnung Rottal-Inn, Gerhard Eichinger, für die Informationen aus erster Hand. – Foto: H. Slezak